Pferdeköpfe als Giebelschmuck ...
... auf Reetdächern haben sie im norddeutschen Raum eine lange Tradition. Genauso lang ist die Liste der Deutungsversuche...
Sicher ist nur eines: Der Giebelschmuck hat einen praktischen Grund.
Der Giebel eines Reetdaches ist Witterungseinflüssen ganz besonders ausgesetzt. Um ihn beispielsweise vor einem Ausfransen bei Sturm zu schützen, werden sog. Giebelbretter angebracht, die sich über dem „Eulenloch“ im First kreuzen und über diesen hinausragen. Die Enden dieser Bretter wurden und werden meist verziert.
Der Volksglaube hält eine Vielzahl von Erklärungen für diese Verzierungen bereit – keine davon ist wissenschaftlich begründet. Mancher sieht in dem Giebelschmuck die Weiterentwicklung der sog. Neidstangen. Neid gehörte im Mittelalter wie der „Böse Blick“ zu den Übeln, vor denen man sich schützen musste. Dies geschah durch furchteinflössende Fratzen oder Tierköpfe an exponierter Stelle am Haus, um so die Dämonen zu bannen. Einer anderen Deutung nach soll es im Mittelalter üblich gewesen sein, neben einem Haus echte Pferdeköpfe auf Stangen aufzupflocken, die in die Richtung möglicher Feinde blickten. Dadurch sollten die Feinde verhöhnt und von einem Angriff abgehalten werden. Wieder andere Erklärungsversuche gehen auf Tieropfer zur Abwehr von Unheil jeglicher Art - Unglück, Krankheit, Blitzschlag, Raubüberfälle - zurück. Mit der Zeit traten dann hölzerne Pferdeköpfe an die Stelle der Tieropfer.